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Was ist wirtschaftliche Unterauslastung?

18. Juli 2018

Mit Unterauslastung wird die Gesamtheit ungenutzter Kapazitäten in einer Volkswirtschaft bezeichnet. Wenn beispielsweise die Fließbänder in einer Fabrik stillstehen oder Menschen arbeitslos sind, dann sprechen Volkswirte von wirtschaftlicher Unterauslastung.

Bleibt die Nachfrage hinter dem zurück, was in einer Volkswirtschaft produziert werden könnte, kommt es in der Regel zur Unterauslastung. Das Interesse von Volkswirten an Unterauslastung rührt daher, dass sie daraus wichtige Rückschlüsse über die Wirtschaftslage ziehen können.

Warum behalten Zentralbanken die Unterauslastung im Auge?

Eine hohe Unterauslastung deutet meist darauf hin, dass viele Menschen auf Arbeitssuche sind. Selbst wenn die Wirtschaft wieder wächst, ist der Druck auf die Hersteller, die Löhne anzuheben, zunächst gering. Bei gleichbleibenden Lohnkosten besteht für sie somit auch keine Notwendigkeit, ihre Produkte zu verteuern. Es besteht daher keine Gefahr, dass die Inflation außer Kontrolle gerät – die Zentralbank kann die Leitzinsen also unverändert belassen. Sie könnte sogar erwägen, die Wirtschaft beispielsweise durch Leitzinssenkungen oder unkonventionelle Maßnahmen anzukurbeln, um zu verhindern, dass die Inflationsrate über einen zu langen Zeitraum zu niedrig bleibt oder es sogar zu einer Deflation kommt.

Wenn die Beschäftigung allerdings nach einiger Zeit wieder zunimmt und die Unternehmen ihre Produktion steigern, geht auch die Unterauslastung allmählich zurück. Dann erreicht die Wirtschaft bald ihre volle Kapazität. Es wird schwierig, neue Arbeitskräfte zu finden, und Hersteller müssen ihrer Belegschaft höhere Löhne zahlen, um sie zu halten. In der Folge ist mit kräftigeren Preissteigerungen zu rechnen. Für die Zentralbank bedeutet dies, dass es wahrscheinlich an der Zeit ist, die Leitzinsen anzuheben, um die Preise stabil zu halten.

Das Ausmaß der wirtschaftlichen Unterauslastung gibt also Auskunft über den gegenwärtigen und künftigen Inflationsdruck in der Wirtschaft. Die wirtschaftliche Unterauslastung ist einer der Faktoren, die der Zentralbank bei ihren geldpolitischen Entscheidungen helfen können – etwa wann sie die Leitzinsen erhöhen oder senken soll. Der Zeitpunkt für einen solchen Zinsschritt ist von entscheidender Bedeutung. Werden die Zinsen zu früh erhöht, so könnte sich das negativ auf die wirtschaftliche Erholung auswirken. Wartet man mit der Zinsanhebung zu lang, könnte das zu höherer Inflation führen.

Wie lässt sich wirtschaftliche Unterauslastung messen?

Die Messung von Unterauslastung ist komplex. Ein Grund, weshalb dieses Thema häufig Gegenstand von Wirtschaftsdebatten ist. Wirtschaftsexperten ziehen zur Messung gerne die Produktionslücke heran. Sie bezeichnet die Differenz zwischen der tatsächlichen Produktion einer Volkswirtschaft und ihrem Produktionspotenzial. Die tatsächliche Produktion wird anhand des Bruttoinlandsprodukts gemessen. Das Produktionspotenzial bezeichnet die Gesamtheit der Waren und Dienstleistungen, die eine Volkswirtschaft produzieren kann, wenn alle Produktionsfaktoren – darunter Arbeitskräfte, Ausrüstung, Infrastruktur und Technologie – effizient und nachhaltig eingesetzt werden.

Die tatsächliche Produktion kann über oder unter dem Produktionspotenzial liegen. Liegt sie darunter, sprechen Wirtschaftsexperten von einer negativen Produktionslücke. Dies ist der Fall, wenn es Kapazitätsreserven – oder Unterauslastung – in der Wirtschaft gibt. Liegt sie darüber, so ist von einer positiven Produktionslücke die Rede. Dies geschieht, wenn die Nachfrage sehr hoch ist und die Wirtschaft ihre Kapazitäten so stark ausschöpft, dass dies nicht nachhaltig aufrechterhalten werden kann.

Wirtschaftliche Unterauslastung

Das Produktionspotenzial ist ein theoretisches Konzept und lässt sich nicht direkt ermitteln. Es wird von Experten anhand verschiedener Methoden geschätzt. Somit fallen auch die Ergebnisse unterschiedlich aus. Hinzu kommt erschwerend, dass die Schätzungen des Produktionspotenzials oftmals genau für den Zeitraum am unsichersten sind, der die Zentralbanken am meisten interessiert: die jüngste Vergangenheit und die Gegenwart. Das erklärt auch, weshalb die wirtschaftliche Unterauslastung und die Produktionslücke in Wirtschaftsdebatten ein Dauerthema sind.

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